Landwirtinnen und Landwirte informierten sich über Energie- und Rohstoffpflanzen für den Grundwasserschutz
8. November 2022Wasserversorgung für die Bürger muss Vorrang haben
24. April 2023Demonstrationsfläche mit Blühmischungen als Zwischenfrucht angebaut.
Einige grüne Halme sprießen bereits auf dem Feld der Familie Lorenzer. In wenigen Wochen soll es sich in eine Blumenpracht verwandelt haben. Denn dort wurde auf Anregung des Wasserzweckverbandes und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eine Blühfläche als Zwischenfrucht angesät. Diese soll nicht nur für vorbeikommende Radfahrer eine Augenweide und für Bienen ein Schlaraffenland werden, sondern auch helfen, das Grundwasser zu schützen.
Zehn verschiedene Herbst-Blühmischungen haben Anton Lorenzer und sein Sohn auf dem „Hirschacker“ angesät. Das Feld befindet sich kurz hinter Pattendorf in Richtung Niedereulenbach direkt am Radweg und ist etwa drei Hektar groß. An einer Infotafel kann man sich über den Nutzen der Blühfläche für die Natur informieren. Wenn die Fläche in ein paar Wochen erblüht sein soll, können sich vorbeikommende Radfahrer, Spaziergänger oder Autofahrer an einem Gewinnspiel des Wasserzweckverbandes beteiligen und abstimmen, welche Blühmischung ihnen am besten gefällt. Die Teilnahme ist über einen QR-Code auf der Infotafel neben dem Feld oder unter www.rottenburger-gruppe.de (http://www.rottenburger-gruppe.de) möglich. Neben den Hauptgewinnen, die ausgelost werden, gibt es Blühmischung für den eigenen Garten zu gewinnen.
Die Blühfläche kann aber weit mehr, als nur gut aussehen. Als Zwischenfrucht entziehen die Pflanzen dem Boden einen Teil des Stickstoffs, der sich nach der Ernte noch darin befindet. So kann dieser nicht in das Grundwasser gelangen. Für den Grundwasserschutz sei es am besten, wenn das ganze Jahr über etwas auf den Feldern wächst, erklärte Marlene Gruber, Wasserberaterin des Zweckverbandes der Rottenburger Gruppe. Diese Fläche sei nicht zufällig ausgesucht worden, betonte Wasserzweckverbandsvorsitzender Hans Weinzierl. Die Demonstrationsfläche „Hirschacker“ befindet sich im Grundwasserschutzgebiet und grenzt an vier Brunnen an. Dies sei mit der wichtigste Brunnenstandort für Rottenburg. Man befinde sich hier im Spannungsfeld zwischen den Interessen der Landwirtschaft und denen des Wasserversorgers, sagte Gruber. Dass in Sachen Grundwasserschutz etwas geschehen muss, steht für Weinzierl außer Frage. „Dafür braucht der Wasserzweckverband die Landwirte“, sagte er. Mit Projekten wie diesem wolle man die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass sich die Landwirte engagieren. Man habe sich bewusst dafür entschieden, die Blühfläche neben dem Radweg anzupflanzen. „Es ist einfach schön, wenn es blüht, das fällt den Leuten auf“, sagte Hermann Kelnberger, Wasserberater beim AELF. Von ihm stammt die Idee für diese Blühfläche.
Bürgermeister Alfred Holzner bestätigte, dass Blühflächen und Gewässerschutzstreifen positiv wahrgenommen werden. Er werde oft darauf angesprochen. Auch die Stadt versuche Flächen, die sich für die landwirtschaftliche Nutzung nicht eignen, in dauerhafte Blühwiesen umzuwandeln. „Die Landwirtschaft muss sich weiterentwickeln und entwickelt sich auch weiter“, betonte Georg Sachsenhauser, Kreisobmann des Bauernverbandes. Das geschieht auch mit Demonstrationsflächen und Versuchen wie diesem. Die Landwirtschaft stehe am Pranger, sagte Anton Lorenzer senior. Auch deswegen hätten er und sein Sohn sich dafür entschieden, mitzumachen und die Blühmischungen auf ihrem Feld angesät. Wenn andere Landwirte über sie die Köpfe schütteln, stehe er da drüber, sagte Lorenzer. „Wir alle brauchen sauberes Trinkwasser. Unserer Verantwortung als Landwirte sind wir uns bewusst“, erläuterte er seine Motive.
Blühflächen dienen nicht nur dem Grundwasserschutz, sondern tragen auch zum Schutz von Insekten und Vögeln bei. Die Blühmischungen, die auf dem „Hirschacker“ wachsen werden, bieten Futter für verschiedene Insektenarten. Von den Insekten ernähren sich wiederum verschiedene heimische Vogelarten. Zwischenfrüchte sorgen außerdem dafür, dass der Boden der abgeernteten Felder nicht so schnell durch Wasser oder Wind abgetragen werden kann. Weil auf der Demofläche verschiedene
Pflanzen angesät wurden, werden unterschiedliche Bodenschichten durchwurzelt und so vor Erosion geschützt. Auch die Bodenstruktur wird durch die Zwischenfrucht verbessert. Es gibt ein größeres Nahrungsangebot für Regenwürmer, die dafür sorgen, dass der Boden das Regenwasser besser aufnehmen kann.
Quelle Text: Landshuter Zeitung vom 23.08.2018