Die aktuellen Berichte über sinkende Grundwasserstände und Engpässe bei der Trinkwasserversorgung haben zu einer gewissen Verunsicherung und zu mancher Frage geführt.
Die am häufigsten gestellten Fragen:
Müssen wir eine solche Entwicklung auch bei uns befürchten?
Liegt es an der Hitze und an der Trockenheit, dass das Wasser knapp wird?
Steigt der Wasserverbrauch?
Sollte man mehr Wasser sparen?
Sinken auch bei uns die Grundwasserstände?
Das Wichtigste dazu gleich am Anfang:
Bei uns gibt es keinen Wassernotstand, die Versorgung ist gesichert!
Engpässe bei der Trinkwasserversorgung müssen wir in unserer Region nicht befürchten. Auch wenn die Grundwasserstände mancherorts leicht sinken, bleibt dies für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit ohne Auswirkungen. Es gibt zwar viele regionale Unterschiede und die geologischen Strukturen sind vielfältig und unterschiedlich, aber das ändert nichts daran, dass wir ganz grundsätzlich über sehr große Grundwasservorkommen verfügen. Zudem sorgt die an die Verbrauchsspitzen angepasste Infrastruktur des Wasserversorgers für die Sicherstellung der Versorgung auch an langen heißen Tagen und Wochen. Natürlich ist der Verbrauch in dieser Zeit deutlich höher als im übrigen Jahresverlauf, jedoch gleichen Wasserspeicher, Wassertürme, Leitungsquerschnitte und Anlagensteuerungen diese Schwankungen aus.
Zur Stabilität der Grundwasserstände:
Für die langfristige Stabilität der Grundwasserstände sind nicht nur die globalen Einflüsse wie Hitzewellen, Trockenheit oder Klimawandel maßgebend, sondern auch viele andere Faktoren.
Seit Jahrzehnten wird mit viel Aufwand dafür gesorgt Niederschlagswasser möglichst schnell abzuleiten. Die immer weiter zunehmende Flächenversiegelung, größere Kanäle, die Vertiefung von Gräben, die Begradigung von Fließgewässern, Monokulturen und große Schläge (Felder), fehlende Gewässerrandstreifen – nur um einige zu nennen – führen zu einem immer schnelleren Abfluss von Niederschlagswasser in Fließgewässer. Diese Effekte sind für eine stabile Grundwasserneubildung kontraproduktiv. Der Niederschlag, die Regentropfen, sollten dagegen viel länger zurückgehalten werden, um in den Boden versickern zu können und sich auf den Weg ins Grundwasser zu begeben.
Ganz maßgeblich beeinflusst wird die Grundwasserneubildung auch durch den Zeitpunkt der Niederschläge. Nicht die scheinbar immer weiter zunehmenden Starkregenereignisse in den Sommermonaten sind entscheidend, sondern die Niederschläge im Spätherst und Winter, und die sie in den letzten Jahren vielfach ausgeblieben.
Die Entnahme von Grundwasser zur Trinkwasserversorgung ist über Jahrzehnte, trotz weiter ansteigender Anschlussnehmer, beinahe unverändert geblieben.
Bei den Grundwasserständen ist die Tendenz in den letzten Jahren ganz leicht sinkend und bewegt sich im zweistelligen Zentimeterbereich. Am Brunnenstandort Pattendorf beispielsweise sank der Grundwasserspiegel über 40 Jahre um 30 cm. In dieser Zeitschiene gab es auch schon Anstiege um über 1 m.
Verbrauchen wir nicht zu viel Wasser, also Wasser sparen?
Der Wasserverbrauch in unserem Verbandsgebiet stagniert seit Jahren. Proportional, auf die Anzahl der Anschlussnehmer bezogen, sinkt der Verbrauch sogar. Wir versorgen mit der gleichen Fördermenge immer mehr Einwohner. Der direkte Wasserverbrauch, der im Bundesdurchschnitt bei 122 L und Tag liegt, ist nicht das Problem, weil wir in einem wasserreichen Land leben. Wesentlich problematischer ist der indirekte Verbrauch, den man in vielen Veröffentlichungen als virtuellen Ver-brauch bezeichnet und der liegt bei 3900 L pro Person und Tag. Dieser indirekte Wasserverbrauch, den man der Erzeugung von Lebensmitteln, Kleidung und vielen anderen Waren zuordnet, findet noch dazu meist in Gegenden statt, wo Wasserknappheit herrscht.
Sollte man trotzdem auch bei uns mit Wasser sorgsamer umgehen und es nicht verschwenden? Oder gibt es gar eine moralische Pflicht dazu?
Zugegeben, keine einfach zu beantwortenden Fragen, weil sie mehrere Ebenen betreffen. Wir reden von Trinkwasser, bei uns in der Regel Tiefengrundwasser, das wichtigste Lebensmittel überhaupt, und dieses natürliche Geschenk gilt es nicht nur zu schützen, sondern mit ihm auch sparsam umzugehen. Es verbietet sich eigentlich von selbst damit verschwenderisch umzugehen.
Antworten auf obige Fragen lassen sich wohl eher über die Ebenen Haltung und Bewusstsein beantworten. Die Haltung zur Umwelt und globaler Gerechtigkeit erfordert von uns Rücksicht zu nehmen auf die Interessen und Bedürfnisse derjenigen, die nach uns kommen oder in benachteiligten Regionen leben. Dabei kommt es aber auch, wie schon erwähnt, auf ganz andere Dinge an als bei uns den letzten Wassertropfen zu sparen.